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Humusaufbau im Ackerbau: Wie schnell lässt sich der Humusgehalt wirklich steigern?

Aktualisiert: vor 1 Tag

Ist es möglich, den Humusgehalt jährlich um 0,1 % oder gar 0,4 % zu erhöhen? Und welche Rolle spielen dabei Bodenart, Klima und Stickstoff? In diesem Artikel erfährst du alles über die Grenzen und Potenziale des Humusaufbaus, den Unterschied zwischen MAOM und POM und warum dein Ackerboden wie ein Akku funktioniert.

Ist es möglich, den Humusgehalt jährlich um 0,1 % oder gar 0,4 % zu erhöhen? Und welche Rolle spielen dabei Bodenart, Klima und Stickstoff? In diesem Artikel erfährst du alles über die Grenzen und Potenziale des Humusaufbaus, den Unterschied zwischen MAOM und POM und warum dein Ackerboden wie ein Akku funktioniert.


Warum Humusaufbau die Lebensversicherung für deinen Acker ist


Bevor wir uns den Geschwindigkeiten widmen, müssen wir das „Warum“ klären. Humus ist nicht einfach nur organische Masse – er ist der wichtigste Hebel für Ertragssicherheit in Zeiten des Klimawandels.

Christoph Gutscher von Farm2Farm bringt es auf den Punkt: Eine Steigerung des Humusgehalts um nur 1 % bringt zwei massive Vorteile:


  1. Wasserspeicherfähigkeit: Dein Boden kann bis zu 20 Liter mehr Wasser pro Quadratmeter speichern. In Trockenperioden entscheidet dieser Puffer oft über Ertrag oder Ausfall.


  2. Nährstoffspeicher (KAK): Der Boden bekommt eine höhere Kationenaustauschkapazität (KAK). Stell dir deinen Boden wie einen Akku vor: Mehr Humus bedeutet einen größeren Akku, der mehr Nährstoffe „buffern“ und bei Bedarf an die Pflanze abgeben kann.


Eine Erhöhung des Humusgehalts um 1 % steigert die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens um bis zu 20 Liter pro Quadratmeter und verbessert die Nährstoffspeicherung durch eine höhere Kationenaustauschkapazität (KAK). Die verbesserte KAK wird mit einem größeren Akku verglichen, der die Nährstoffabgabe an die Pflanze puffert und sichert.
Die massiven Vorteile einer 1%igen Humussteigerung : Der Boden speichert 20 Liter mehr Wasser pro Quadratmeter (wichtig als Puffer in Trockenperioden) und erhöht seine Kationenaustauschkapazität (KAK), wodurch der Ackerboden wie ein größerer Akku mehr Nährstoffe speichern kann.

Die 3 limitierenden Faktoren beim Humusaufbau

Viele Landwirte fragen sich: „Wie schnell geht das? Wo liegt mein Limit?“ Die Antwort hängt von drei entscheidenden Faktoren ab.


1. Die Bodenart (Textur)

Nicht jeder Boden kann gleich viel Kohlenstoff speichern. Hier bestimmt die mineralische Oberfläche das Limit.


  • Sandige, leichte Böden: Sie sind grobkörnig und bieten wenig Oberfläche, an die sich Kohlenstoff binden kann. Die Grenze liegt hier oft schon bei ca. 3 % Humusgehalt.


  • Tonige, schwere Böden: Sie sind kleinstrukturiert und bieten eine enorme mineralische Oberfläche. Hier sind Humusgehalte von bis zu 8 % möglich.


Merke: Kenne deine Bodenart, um realistische Ziele zu setzen. Ein Sandboden wird nie die Speicherfähigkeit eines Tonbodens erreichen.


2. Das Klima

Temperatur und Feuchtigkeit steuern die mikrobielle Aktivität.


  • Süden (Warm/Feucht): Hohe Aktivität sorgt für schnelle Zersetzung (Mineralisierung). Humusaufbau ist schwieriger.


  • Norden (Kühl/Feucht): Langsamere Zersetzung begünstigt die Anreicherung.


  • Mitteleuropa: Wir bewegen uns in einem gemäßigten Bereich, der Humusaufbau gut zulässt, sofern die Bewirtschaftung stimmt.


3. Die Nährstoffzuführung (C:N Verhältnis)


Dies ist der am häufigsten unterschätzte Faktor. Humus besteht größtenteils aus Kohlenstoff (C), aber auch aus Stickstoff (N).

Um Kohlenstoff stabil im Boden zu binden, benötigen die Mikroorganismen Stickstoff.


Die Faustzahl: Um den Humusgehalt auf einem Hektar um 1 % zu steigern, müssen ca. 2.500 kg Stickstoff organisch gebunden werden. Fehlt dieser Stickstoff, kann kein stabiler Dauerhumus aufgebaut werden.


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0,1 % oder 0,4 % pro Jahr? Die Wahrheit über die Messwerte


In der Fachpresse und Werbung kursieren Zahlen von 0,1 % bis zu unglaublichen 0,4 % Humussteigerung pro Jahr. Doch Vorsicht: Man muss verstehen, welchen Kohlenstoff man hier misst.


Wir unterscheiden beim organisch gebundenen Kohlenstoff (SOC) im Wesentlichen zwei Fraktionen, die völlig unterschiedliche Eigenschaften haben:


A. MAOM (Mineral Associated Organic Matter) – Der Dauerhumus


Das ist das „Gold“ des Ackers. Es handelt sich um stark zersetztes Material, das fest an Tonteilchen gebunden (mineral-assoziiert) ist.


  • Eigenschaft: Langfristig stabil (über Jahrhunderte), geschützt vor Abbau.

  • Nutzen: Erhöht die Kationenaustauschkapazität (den „Nährstoff-Akku“) und die Wasserspeicherung nachhaltig.

  • Aufbau: Ein sehr langsamer Prozess.


B. POM (Particulate Organic Matter) – Der Nährhumus

Das ist mechanisch zerkleinertes, aber noch nicht vollständig zersetztes Material (z.B. aus Kompost, Stallmist, Pflanzenresten).


  • Eigenschaft: Kurzfristig verfügbar, wird schnell von Mikroben „veratmet“.

  • Nutzen: Dient als schnelle Nährstoffquelle (Mineralisierung), erhöht aber die KAK nicht dauerhaft.

  • Messung: Wenn du hohe Mengen Kompost ausbringst, steigt der POM-Anteil rasant an. Das erklärt Messwerte von +0,4 % pro Jahr.


Vergleichstabelle: MAOM vs. POM

Eigenschaft

MAOM (Mineral-assoziiert)

POM (Partikulär)

Stabilität

Langfristig (Jahrhunderte)

Kurzfristig (Jahre/Monate)

Funktion

Wasserspeicher & KAK-Erhöhung

Nährstofffreisetzung

Herkunft

Mikrobielle Nebenprodukte

Pflanzenreste, Kompost

Aufbaugeschwindigkeit

Langsam

Schnell

Experten-Tipp: Lass dich von extremen Steigerungsraten nicht blenden. Eine schnelle Erhöhung um 0,4 % ist oft „nur“ eine Anreicherung von POM (Nährhumus) durch Kompostgaben, aber noch kein stabiler Dauerhumusaufbau. Beides ist wichtig, aber die Unterscheidung ist essenziell für die Bewertung deiner Bodenfruchtbarkeit.


Systematischer Humusaufbau: Was du tun kannst


Es gibt keine „Wunderpille“. Erfolgreicher Humusaufbau ist immer ein systemischer Ansatz. Um den Gehalt nachhaltig zwischen 0,1 % (realistisch für Dauerhumus) und mehr zu steigern, müssen mehrere Maßnahmen ineinandergreifen:


  1. Intensiver Zwischenfruchtanbau: Halte den Boden so lange wie möglich grün. Durchwurzelung füttert das Bodenleben.

    • Empfehlung: Nutze artenreiche, diverse Mischungen (wie die von Farm2Farm), um unterschiedliche Wurzeltiefen und Exsudate zu nutzen.


  2. Reduzierte Bodenbearbeitung: Jede intensive Bearbeitung bringt Sauerstoff in den Boden und feuert den Humusabbau (Mineralisierung) an. Weniger ist hier oft mehr.


  3. Fruchtfolge & Leguminosen: Integriere Leguminosen, um den oben erwähnten Stickstoffbedarf (die 2.500 kg N pro 1 % Humus) auf natürliche Weise zu decken.


  4. Organische Düngung: Wirtschaftsdünger und Kompost liefern Kohlenstoff. Aber denke daran: Stickstoff muss im Verhältnis dazu stehen (C:N Verhältnis).


Fazit: Geduld und Systematik zahlen sich aus


Humusaufbau ist ein Marathon, kein Sprint. Wer versteht, dass Bodenfruchtbarkeit auf dem Gleichgewicht zwischen schnell verfügbarem Nährhumus (POM) und stabilisierendem Dauerhumus (MAOM) basiert, kann bessere Entscheidungen treffen.


Lass dich nicht von reinen Zahlen verrückt machen. Setze auf ganzjährige Begrünung, Vielfalt im Acker und eine intelligente Nährstoffstrategie. Dann wird dein Boden langfristig zum leistungsfähigen Wasser- und Nährstoffspeicher.


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Unsere Artikel gibt es auch als Youtube Videos erklärt von Christoph Gutscher


 
 
 

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